Rund ums Kleinwalsertal Tag 3 (16,8km)
Die zweite Etappe unserer viertägigen Rundwanderung um das Kleinwalsertal führte uns gestern von der Fiderepasshütte zur Widdersteinhütte. Heute wollen wir von hier zunächst nach Baad ins Kleinwalsertal absteigen. Anschließend planen wir zum Derrenjoch aufzusteigen und auf dem Gratweg über den Hochstarzel zum Starzeljoch weiterzuwandern. Von dort soll schließlich der Abstieg über die Ochsenhofer Scharte zur Schwarzwasserhütte erfolgen. Schon an dieser Stelle möchte ich anmerken, dass der heutige Tag aber unglücklicherweise nicht wie geplant verlief. Im Laufe dieses Berichts werdet Ihr erfahren, wie sich das zugetragen hat.
Den vollständigen Verlauf der viertägigen Wanderung haben wir wie folgt ausgeplant:
- Tag 1: Von Riezlern über die Gehrenspitze zur Fiderepasshütte
- Tag 2: Über die Mindelheimer Hütte und das Geisshorn zur Widdersteinhütte
- Tag 3: Abstieg nach Baad und Aufstieg über Derrenjoch und Hochstarzel zur Schwarzwasserhütte
- Tag 4: Über den Hohen Ifen und das Gottesackerplateau nach Riezlern
An dieser Stelle noch Hinweise zum heutigen Tag:
- Das Begehen des Gratwegs über den Hochstarzel erfordert absolute Schwindelfreiheit und Trittsicherheit. Jeder sollte sich hier ehrlich selbst einschätzen und alternativ auf die durch Kleinwalsertal Tourismus vorgeschlagene Route ausweichen.
- Bei einer solchen mehrtägigen Hüttenwanderung durch die Alpen ist eine Mitgliedschaft im Deutschen Alpenverein (DAV) aus verschiedenen Gründen sehr zweckmäßig.
Übersichtskarte
Gemäß Logger bewältigten wir heute eine Distanz von 21,7km und einen Gesamtanstieg von 1.851m. Dies beinhaltet aber einen eigentlich nicht erforderlichen Abstieg und Aufstieg um jeweils 500 Höhenmeter sowie einen Umweg von knapp 5km. Dies herausgerechnet verbleibt eine Distanz von knapp 16,8km.
Den von uns zurückgelegten Weg könnt Ihr aus der beigefügten Übersichtskarte entnehmen.
Maximale Höhe: 2103 m
Minimale Höhe: 1262 m
Gesamtanstieg: 1851 m
Gesamtabstieg: -2237 m
Morgendliche Vorbereitung
Nach einer geruhsamen Nacht in unserem Séparée folgt natürlich ein kräftigendes Frühstück auf der Widdersteinhütte. Anschließend füllen wir unsere Wasserbestände auf und bereiten uns auch heute ein Lunchpaket zu. Gegen 8 Uhr brechen wir in dem Wissen auf, einen anstrengenden Tag vor uns zu haben. Schließlich müssen wir komplett ins Kleinwalsertal absteigen, um dann auf der anderen Seite wieder aufzusteigen.
Zum Hochalppass
Wir verlassen die Widdersteinhütte und wandern in leichtem Auf und Ab in westlicher Richtung. Zu unserer Rechten befindet sich das Massiv des Großen Widdersteins, welches wir zunächst hinter uns lassen müssen. Schnell erkennen wir vor uns die grüne, in Nord-Süd-Richtung verlaufende Hügelkette, vor welcher wir nach Norden ins Kleinwalsertal abbiegen werden. Dann ist der Große Widderstein schließlich passiert, vom Seekopf werfen wir ein Blick zurück. Der imposante Berg wird uns heute dennoch eine ganze Zeit lang weiter begleiten. Es geht nun wenige Meter leicht bergab, bevor wir die Hochalpe erblicken. Dort treffen wir auf zwei Murmeltiere (Marmota marmota), die sich hier ganz ungeniert tummeln. Weiter bergab erreichen wir schließlich den Hochalppass, welcher am Fuß der zuvor beschriebenen grünen Hügelkette liegt.
Wir beginnen unsere heutige Wanderung an der Widdersteinhütte
Nach eingen Metern blicken wir zurück in Richtung WIddersteinhütte
Wir wandern am abfallenden Hang des Großen Widdersteins entlang
Über Sumpfdotterblumen hinweg werfen wir einen Blick in Richtung Süden
Vom Seekopf aus blicken wir zurück auf den Großen WIdderstein
Unter uns zeigt sich die Hochalpe
An der Hochalpe treffen wir auf ein unerschrockenes Alpenmurmeltier (Marmota marmota)
Unmittelbat unter uns befindet sich nun der Hochalppass
Abstieg nach Baad
Ab jetzt beginnt der eigentliche Abstieg. In grob nördlicher Richtung wandern wir nun mehr oder weniger direkt auf Baad zu. Recht schnell treffen wir auf den Bärguntbach, dessen Verlauf wir erst einmal folgen. Weiter unten können wir auch einen schönen, kleinen Wasserfall inmitten der Felsen beobachten. Dann überqueren wir den Bärguntbach und verlassen diesen vorübergehend. Etwas später erreichen wir die Waldgrenze und wandern nun wechselweise durch Wald und Wiesen weiter. So erreichen wir schließlich die Bärgunt-Hütte. Etwas unterhalb werden wir auf den Panoramaweg aufmerksam, der parallel zum regulären Weg verläuft. In Anbetracht des Namens ist die Entscheidung schnell getroffen, wir biegen nach rechts ab. Auf dem Panoramaweg passieren wir die bewirtschaftete Alpe Widderstein. Weiter bergab stossen wir wieder auf den ursprünglichen Weg und den Bärguntbach. Im Wald wandern wir nun die letzten Meter in Richtung Baad. Bevor wir dies erreichen, müssen wir nur noch auf einer Brücke die Breitach überqueren.
Vom Hochalppass steigen wir in nördlicher Richtung ins Kleinwalsertal ab
Ein großer Teil des Abstiegs ins Kleinwalsertal erfolgt entlang des Bärguntbachs
Weiter unten ergießt sich der Bärguntbach in einen kleinen Wasserfall
Der Weg verläuft nun nahe des Bärguntbachs durch den Wald
Die Bärgunt-Hütte wartet auf durstige und hungrige Wanderer
Wir folgen dem Panoramaweg über den Bärguntbach
Über die Alpe Widderstein blicken wir zurück auf den Großen WIdderstein
Wir folgen dem Schotterweg weiter bis nach Baad im Kleinwalsertal
Aufstieg zum Derrenjoch
Die Ortschaft Baad haben wir schnell durchschritten. Wir überqueren den Burabach und beginnen nun den Aufstieg durch den Wald. Auf dem steilen Weg kommen wir ordentlich ins Schwitzen. Etwas weiter oben verlassen wir den Wald und genießen von hier einen schönen Blick über die Dächer von Baad hinweg in das Kleinwalsertal hinein. Bis wir zur Mittleren Spitalalpe gelangen müssen wir einige Anstrengungen bewältigen. Deshalb freuen wir uns umso mehr über die Möglichkeit in dieser wunderbaren Alpe einzukehren und dort den super leckeren Kuchen zu genießen.
Die kurze Pause verbunden mit der Stärkung hat nach diesem Aufstieg sehr gut getan. Wir brechen wieder auf und folgen dem Weg vorbei an Weiden bergauf. Während des Aufstiegs erkennen wir in unserem Rücken wieder den Großen Widderstein. Entlang eines kleinen Grabens arbeiten wir uns nun in leichten Serpentinen bergauf bis zur Oberen Spitalalpe. Von hier biegen wir nach links ab und folgen von nun an einem schönen, schmalen Pfad. Nun bietet sich uns ein herrlicher Blick auf die Obere Spitalalpe, unseren Weg sowie natürlich den Großen Widderstein. Kurze Zeit später haben wir die Derrenalpe erreicht. An dieser halten wir uns nach rechts und steigen den kurzen Weg zum Derrenjoch auf.
Auf einem Schotterweg verlassen wir die Ortschaft Baad wieder
Auf dem Schotterweg geht es recht steil bergauf
Während des Aufstiegs bietet sich uns ein schöner Blick über Baad durch das Kleinwalsertal
Nun haben wir die Mittlere Spitalalpe fest im Blick
Über die Mittlere Spitalalpe schauen wir auf den Großen Widderstein und die Berge des Kleinwalsertals
Der fordernde Aufstieg setzt sich nun durch grüne Weiden fort
Während des Aufstiegs ist auch eine wacklige Brücke zu überqueren
Der Aufstieg erfolgt nun entlang eines kleinen Gewässers
Über die Obere Spitalalpe schauen wir zurück auf unseren Aufsteig und den Großen Widderstein
Ab der Oberen Spitalalpe folgen wir einem schönen Bergpfad
Über grüne Bergwiesen steigen wir weiter bergauf und erkennen das Derrenjoch schon über uns
Vom Derrenjoch blicken wir zurück auf den letzten Teil des Aufstiegs
Vom Derrenjoch schauen wir in das nächste Tal hinein
Abbruch und Umkehr am Grat
Nach einer kurzen Verschnaufpause brechen wir auf, um den spektakulären Anteil des heutigen Tages anzugehen. Dazu geht es vom Derrenjoch auf schmalem Pfad den Grasrücken entlang bergauf. Oben angekommen wird der Pfad dann zunehmend schmaler und exponierter. Schließlich erreichen wir eine Stelle (nach dem letzten Bild), an welcher uns doch unwohl wird. Auf dem Grat ist gerade genügend Platz für zwei Füsse, links und rechts fällt der Hang steil ab. Da wir nicht wissen, wie sich der Weg zum Hochstarzel weiter entwickelt, beschliessen wir schweren Herzens an dieser Stelle abzubrechen. Mit hängenden Köpfen und schweigend traben wir zurück zum Derrenjoch. Dort nagen wir bedrückt an unserem Mittagessen herum und suchen nach einem Ausweg für unsere gegenwärtige Situation.
Am Derrenjoch beginnen wir den Aufstieg zum Gratweg
Der Einstieg in den Gratweg zum Hochstarzel ist noch recht gemütlich
Auf dem Grat erkennen wir unter uns die Obere Spitalalpe
Der Gratweg wird im Verlauf immer exponierter, was uns schließlich zum Abbruch bewegt
Umgehung zum Starzeljoch
Im Prinzip bieten sich uns an dieser Stelle zwei Möglichkeiten. Erstere würde bedeuten, wieder komplett nach Baad abzusteigen und anschließend die durch Kleinwalsertal Tourismus vorgeschlagene Route über den Starzelweg zum Starzeljoch aufzusteigen. Zweitere ginge in das gegenüberliegende Tal hinunter und über einen schmalen Forstweg wieder hinauf zum Starzeljoch. Da die zweite Variante wesentlich kürzer ist und auch weniger Höhenunterschied zu bewältigen sind, ist die Entscheidung schnell getroffen. Wie eingangs geschildert, bedeutet dies knapp 5km Umweg sowie einen Abstieg und Aufstieg um jeweils 500 Höhenmeter bis wir endlich am Starzeljoch ankommen. Von nun an bewegen wir uns entlang des geplanten Wegs.
Über diesen Abschnitt habe ich absichtlich keine Bilder beigefügt. Schließlich sollte niemand von Anfang an diesen Weg wählen. Vielmehr sollte sich ein Jeder ehrlich die Frage stellen, ob er sich für den Weg auf dem Grat entlang gewappnet fühlt oder nicht. Bei Zweifeln empfehle ich lieber die sichere Variante, welche auch durch Kleinwalsertal Tourismus vorgeschlagen wird.
Vom Starzeljoch zur Schwarzwasserhütte
Am Starzeljoch angekommen genießen wir erst einmal die Aussicht, welche sich von hier oben bietet. Der schmale Bergpfad schlängelt sich nun mehr oder weniger eben bis zur Ochsenhofer Scharte. Diese gibt sich schon früh zu erkennen. Unterwegs erhaschen wir noch einen letzten Blick auf den Großen Widderstein, der uns heute so lange begleitet hat. Dann erreichen wir die Ochsenhofer Scharte und erkennen nun unser Tagesziel, die Schwarzwasserhütte, unter uns. Darüber thront unser morgiges Highlight, der Hohe Ifen. Von nun an müssen wir lediglich noch absteigen und die wenigen Meter bis zur Hütte zurücklegen.
Am Starzeljoch treffen wir wieder auf den geplanten Weg
Vor dem Hohen Ifen erkennen wir im Mittelgrund vor uns die Ochsenhofer Scharte
Ein letztes Mal genießen wir den Blick auf den Großen Widderstein
Mit einem fantastischen Blick auf den Hohen Ifen steigen wir zur Schwarzwasserhütte ab
Auf der Schwarzwasserhütte
Auf der Hütte erleben wir eine echte Überraschung. Unterwegs deutete man uns schon an, dass die Schwarzwasserhütte großartig ausgestattet sei. Nach dem Bezug unseres Zimmers konnten wir das unmittelbar bestätigen. Unser kleines Zweibettzimmer hat eine eigene Toilette mit Waschbecken! Nach dem nicht immer planmäßig verlaufenen Tag erhellen sich unsere Mienen. Zügig begeben wir uns in den Keller unter die Dusche, um uns anschließend dem gemütlichen Teil des Abends hingeben zu können. Wir haben nämlich einen ordentlichen Durst und Hunger mitgebracht, die dank des freundlichen Hüttenpersonals gerne und sorgsam gestillt werden. Den Abend über unterhalten wir uns angeregt mit anderen Hüttengästen und spielen gemeinsam Karten- und Würfelspiele. Damit sind die Wunden des Tages geleckt und neue Kräfte für das Vorhaben des Folgetages geschöpft. Nun doch frohen Mutes begeben wir uns schließlich in das für Berghütten doch schon luxuriöse Nachtlager.
Fazit
Der heutige Tag begann sehr schön mit dem Weg zum Hochalppass, den Aussichten unterwegs, den Murmeltieren und dem reizvollen Abstieg entlang des Bärguntbachs bis hin zu dem kleinen Wasserfall. In der Folge nahmen die landschaftlichen Reize dann etwas ab. Der Weg vorbei an der Bärgunt-Hütte, der Abstieg nach Baad über den Panoramweg sowie der anschließende Aufstieg zur Mittleren Spitalalpe erfolgten fast durchgängig auf breiten Wegen und nur mit wenigen Aussichtsmöglichkeiten unterwegs. Richtig schön wurde es aber wieder ab der Oberen Spitalalpe. Vom eigentlichen Highlight des heutigen Tages, dem Gratweg vom Derrenjoch über den Hochstarzel zum Starzeljoch, war uns leider nur ein kleiner Ausschnitt vergönnt. Dieser Weg hat uns schlichtweg die eigenen Grenzen aufgezeigt. Was wir von der beeindruckenden Landschaft sahen war aber wunderschön. Sehr reizvoll war dann auch wieder der letzte Abschnitt vom Starzeljoch zur Schwarzwasserhütte. Diese entpuppte sich recht schnell als echtes Highlight, so dass die Enttäuschung über den Abbruch am Grat noch am selben Tag verarbeitet werden konnte. Insgesamt werden wir uns wohl noch oft an diesen Tag erinnern. Daher möchte ich diese Tour all denen empfehlen, die sich im Begehen von Graten sicher fühlen! Allen anderen sei gesagt: Nehmt lieber den anderen Weg!
Meine zusammenfassende Bewertung: