Workshop Tierfotografie am Niederhorn
Schon seit einigen Jahren verfolge ich mit Interesse das fotografische Schaffen von Radomir Jakubowski. Die Ausdruckskraft seiner Bilder hat mich von Anfang an begeistert. Aus diesem Grund habe ich auch im FrĂŒhjahr bereits mit groĂer Begeisterung bei ihm an einem Workshop Pflanzenfotografie teilgenommen. Es war aber immer ein Traum von mir, an seinem Workshop “Tier- und Landschaftsfotografie in der Schweiz” teilzunehmen. Da ich vor einigen Monaten beschlossen habe, TrĂ€ume nicht weiter auf die Zukunft zu verschieben, habe ich mich letztes Jahr bereits zu hierfĂŒr angemeldet. Wie Ihr Euch vorstellen könnt, habe ich dem Tag X ordentlich entgegengefiebert. Letzten Freitag war es dann soweit…
Anreise
Wie Ihr aus den letzten Artikeln entnehmen könnt, bin ich das frĂŒhe Aufstehen inzwischen gewohnt. Auch heute klingelte der Wecker um 4 Uhr. Zwanzig Minuten spĂ€ter saĂ ich im Auto und trat die knapp 600km lange Reise ins Berner Oberland an. Nach dem GrenzĂŒbertritt fĂ€llt mir erst einmal auf, wie zivilisiert der StraĂenverkehr in der Schweiz ablĂ€uft. Aufgrund der empfindlichen Strafen (angeblich bis zur Beschlagnahme des betreffenden Kfz) halten sich fast alle an die jeweils geltenden Tempolimits. Das ist ein ganz schönes Kontrastprogramm zu dem Verkehrsterrorismus, der auf Deutschlands StraĂen (auch heute wieder) leider NormalitĂ€t geworden ist. SchlieĂlich kam ich gegen 12 Uhr am Berghaus Niederhorn an und brauchte damit inklusive Pausen, Lösen des Park- und Gondeltickets sowie der Fahrt mit der Gondel etwa siebeneinhalb Stunden fĂŒr die Anreise.
Ankunft
“Alter Schwede, was fĂŒr eine herrliche Gegend!” ist mein erster Gedanke als ich aus der Gondel steige. Ich habe noch zwei Stunden Zeit, bis der Workshop beginnt. Daher nehme ich im Berghaus Niederhorn, unserer Unterkunft fĂŒr die nĂ€chsten zwei Tage, in aller Ruhe mein Mittagessen zu mir. Kurze Zeit spĂ€ter treffen weitere Teilnehmer und Radomir ein. Als alle angekommen und die Zimmer bezogen sind, beginnen wir mit dem offiziellen Teil. ZunĂ€chst machen wir uns untereinander bekannt, bevor Radomir eine vertiefende Einweisung in die Tierfotografie gibt. Nach einem frĂŒhen Abendessen gehen wir dann auf unseren ersten Ausflug in die Umgebung.
Freitag Abend
Der groĂe Rucksack quillt von AusrĂŒstung fast ĂŒber. Die nĂ€chsten Tage werden die 20kg auf meinem RĂŒcken ein treuer Begleiter sein. Weit mĂŒssen wir heute nicht gehen. Recht schnell treffen wir auf die erste, aus GeiĂen und Jungtieren bestehende Gruppe von Alpensteinböcken (Capra ibex). Leider ziehen die recht schnell an uns vorbei. Also gehen wir weiter unseres Weges und treffen nur etwas spĂ€ter auf Vertreter des anderen Geschlechts. Die erweisen sich als sehr geduldig und willens den restlichen Abend mit uns zu verbringen. Diese Gelegenheit nutzen wir ausgiebig, um das Verhalten der Tiere zu studieren und fotografisch festzuhalten. Im Licht der untergehenden Sonne versuchen wir uns an Silhouetten. Nach dem Sonnenuntergang machen wir uns wieder auf den RĂŒckweg zum Berghaus Niederhorn, wo wir gegen 22 Uhr ankommen. Mit einem gemeinsamen Abschlussbier im Bauch und vielen wunderschönen EindrĂŒcken gehts ab in die Heia.
Ein ruhender Alpensteinbock (Capra ibex) am Niederhorn
Ein ruhender Alpensteinbock (Capra ibex) am Niederhorn
Ein ruhender Alpensteinbock (Capra ibex) am Niederhorn
Ein junger Alpensteinbock (Capra ibex) am Niederhorn
Ein Alpensteinbock (Capra ibex) am Niederhorn bei der Nahrungssuche
Ein Alpensteinbock (Capra ibex) am Niederhorn im Licht der untergehenden Sonne
Samstag Morgen
Der Wecker klingelt um 4.25 Uhr, in fĂŒnfzehn Minuten treffen wir uns zum Abmarsch. Noch wĂ€hrend der DĂ€mmerung brechen wir auf. Der Himmel ist am Horizont schon in einem herrlichen Rot gezeichnet. Schon wĂ€hrend des Aufstiegs erkennt einer der Teilnehmer ein Alpenschneehuhn (Lagopus muta) auf einem Fels. Es bleiben ein paar Augenblicke Zeit, um die AusrĂŒstung auszupacken und wenige Bilder zu machen. Dann flattert das Tierchen davon. WĂ€hrend des weiteren Aufstiegs erblicken wir die ersten Steinböcke. In dem herrschenden sanften Licht besteht jetzt auch die Möglichkeit, verschiedene Versuche in der Landschaftsfotografie zu unternehmen. Danach treffen wir wieder auf eine kleine Gruppe an Alpensteinböcken, die sich nur fĂŒr uns sehr trefflich in Szene setzen. Erstaunlicherweise ist das Licht kurz nach 6 Uhr schon ziemlich hart. So ist es keine Herausforderung, rechtzeitig zum FrĂŒhstĂŒck um 9 Uhr wieder in unserer Herberge zu sein.
Ein Alpenschneehuhn (Lagopus muta) in der aufgehenden Sonne am Niederhorn
Ein junger Alpensteinbock (Capra ibex) in der aufgehenden Sonne am Niederhorn
Wer findet den Alpensteinbock (Capra ibex)?
Gruppe des Workshops in der aufgehenden Sonne
Blick vom Burgfeldstand in die vom Sonnenaufgang beleuchteten TĂ€ler
Finsteraarhorn, Eiger und Mönch (von links) in der aufgehenden Sonne
Ein junger Alpensteinbock (Capra ibex) mit dem Spotlight der aufgehenden Sonne auf dem Gesicht
Ein junger Alpensteinbock (Capra ibex) in der aufgehenden Sonne am Niederhorn
Ein junger Alpensteinbock (Capra ibex) in der aufgehenden Sonne am Niederhorn
Samstag Mittag
Nach einem ausgiebigen FrĂŒhstĂŒck schreiten wir zur Bildbesprechung. Dazu hat jeder Teilnehmer eine Auswahl seiner Werke mitgebracht. Radomir gibt uns dabei wertvolle, konstruktive Hinweise, was wir bei der Aufnahme oder der Bearbeitung besser machen könnten. AnschlieĂend nutzen wir die fotografisch schlechte Zeit des harten Lichts fĂŒr einen Mittagsschlaf. Nach einem frĂŒhen Abendessen startet unser nĂ€chster Ausflug.
Samstag Abend
Auch heute ist uns das GlĂŒck hold. Wieder stoĂen wir auf eine Gruppe von SteingeiĂen und Jungtieren. Wir warten und lassen die Tiere auf uns zukommen. Dabei ergeben sich wieder einige tolle Gelegenheiten. Irgendwann zieht die Gruppe weiter, wir mĂŒssen uns also andere Motive suchen. Die sind gĂ¶ĂŒcklicherweise auch schnell gefunden. Mit drei mĂ€nnlichen Alpensteinböcken verbringen wir den restlichen Abend. Im soften Licht der untergehenden Sonne werden wir dabei auch Zeuge von kleineren Zwistigkeiten. Dann ist die Sonne weg und der Heimweg steht an. ZurĂŒck in unserer Unterkunft stoĂen wir auf einen Tag voller unglaublicher Naturerlebnisse an. DafĂŒr haben wir Rucksack und Körper heute auch satte 15km herumgeschleppt.
Eine junge AlpensteingeiĂ (Capra ibex) am Niederhorn
Eine AlpensteingeiĂ (Capra ibex) mit Nachwuchs am Niederhorn
Eine AlpensteingeiĂ (Capra ibex) mit Nachwuchs am Niederhorn
Eine Gruppe von Alpensteinböcken (Capra ibex) am Niederhorn
PortrÀt eines Alpensteinbocks (Capra ibex) am Niederhorn
Ein junger Alpensteinbock (Capra ibex) am Niederhorn
Ein junger Alpensteinbock (Capra ibex) am Niederhorn
Ein junger Alpensteinbock (Capra ibex) am Niederhorn
Zwei Alpensteinböcke (Capra ibex) kÀmpfen im Licht der untergehenden Sonne am Niederhorn
Sonntag Morgen
4.25 Uhr und der Wecker klingelt. Gut, dass ich mir gestern einen intensiven Mittagsschlaf gegönnt habe. Um 4.45 Uhr heiĂt es ein letztes Mal, den Rucksack aufzusatteln und loszutraben. Auch heute kĂŒndigt die Sonne mit einem tiefen Rot am fast wolkenfreien Himmel ihren Aufstieg an. Leider ist unser JagdglĂŒck in Bezug auf die Tierfotografie heute nicht so ausgeprĂ€gt wie in den Tagen zuvor. DafĂŒr werden wir von einer imposanten, pilzförmigen Wolke ĂŒberrascht, die den Gipfel des Schreckhorns umgibt. Aufgrund der insgesamt geringen Bewölkung ist heute sicherlich nicht der beste Tag fĂŒr die Landschaftsfotografie. Dennoch besteht nun die Möglichkeit, sich an Panoramen und Detailaufnahmen mit dem Teleobjektiv zu ĂŒben. Nach diesen tollen EindrĂŒcken verlegen wir wieder zurĂŒck ins Berghaus Niederhorn.
Wolken am frĂŒhen Morgen ĂŒber Wetterhorn, Berglistock und Schreckhorn
Eine pilzförmige Wolke umgibt den Gipfel des Schreckhorns
Eiger, Mönch und Jungfrau in der aufgehenden Sonne
Ausklang
Nach den Freuden fĂŒr das Auge steht nun letztmalig die Gaumenfreude auf der Tagesordnung. Wir genieĂen ausgiebig das tolle FrĂŒhstĂŒck und unterhalten uns angeregt ĂŒber alle Facetten der Naturfotografie. Die Zeit des Abschieds naht nun langsam. Gerade mal 46 Stunden vorher bin ich hier angekommen. Dazwischen liegen aber unendlich viele, fantastische Naturerlebnisse, die ich gemeinsam mit Gleichgesinnten erleben durfte. DafĂŒr empfinde ich eine groĂe Dankbarkeit!
Fazit
Ich glaube man kann durchaus sagen, dass wir GlĂŒck hatten. GlĂŒck mit dem Wetter und GlĂŒck mit den Tieren. Radomir hat uns optimal eingestellt und angeleitet. Das hat die Beobachtungen und deren Festhalten erst möglich gemacht. Ich habe sehr viel gelernt und weiĂ fĂŒr die Zukunft, wie ich mich weiter verbessern kann. Dass fotografisch nicht alles Versuchte gelungen ist, mag auf den ersten Blick schmerzhaft sein. Aber die Lehren fĂŒr die Zukunft wiegen deutlich mehr. Gegangen bin ich mit Wehmut. Gerne hĂ€tte ich in dieser Umgebung, in dieser Gruppe so weitergemacht. Aber seit Stephan Remmler hat ja bekanntermaĂen alles ein Ende, bis auf die Wurst. Mein Dank gilt den anderen Teilnehmern und insbesondere Radomir. Ein sensationeller Workshop!