Exkursion zu den Orchideenwiesen bei Lohrsdorf
Heute hat der NABU Kreisverband Ahrweiler zu einer Exkursion auf die Orchideenwiesen bei Lohrsdorf geladen. Auf diese Veranstaltung habe ich mich schon lange gefreut. Nach unserem Umzug letzten Herbst suche ich immer noch nach neuen Jagdgründen für meine Leidenschaft, die Naturfotografie.
Wie ich heute am Startpunkt, dem neuen Friedhof am Ortsrand von Bad Bodendorf, ankomme, steht dort schon eine anschauliche Menschentraube. Ein gutes Zeichen! Zeigt es doch, dass sich so viele Menschen aller Altersklassen für die Schönheit der Natur begeistern können. Und geschützt wird schließlich nur, was auch in der Breite der Bevölkerung geschätzt wird. Nach einer interessanten Einweisung werden zwei Gruppen gebildet. Ich schließe mich der ambitionierteren Gruppe “Steilhang” an. Und schon geht es in medias res, auf die Pirsch nach der Krone der Botanik, den Orchideen. Folgende Funde konnten wir dazu verzeichnen.
Das Helm-Knabenkraut
Sicherlich die häufigste Orchideen-Art, die wir heute vorgefunden haben, war das Helm-Knabenkraut (Orchis militaris).
Das Helm-Knabenkraut ist von den anderen Knabenkräutern eigentlich recht gut zu unterscheiden. Der Name gibt dazu den entscheidenden Hinweis. Die Blütenhüllblätter (Sepalen und Petalen) bilden einen Helm über der Lippe (Labellum).
An einer Stelle wuchs eine stattliche Population des Helm-Knabenkrauts. Ein schöner Anblick!
Die Grünliche Waldhyazinthe
Die am zweithäufigsten gefundene Orchideen-Art war wohl die Grünliche Waldhyazinthe (Platanthera chlorantha). Mit ihren hohen Blütenständen und den weißen Blüten ist sie auch im hohen Gras gut zu erkennen. Die grundsätzliche Möglichkeit der Verwechslung mit der Zweiblättrigen Waldhyazinthe (Platanthera bifolia) besteht.
Das Große Zweiblatt
Das Große Zweiblatt (Neottia ovata) fällt dem gemeinen Passanten nicht auf. Da inklusive der Blüten alle Teile der Pflanze grünlich gefärbt sind, passt sich diese Orchidee sehr effektiv der Umgebung an. Auf den Wiesen hier tritt das Große Zweiblatt überall recht häufig auf. Der geneigte Beobachter sollte dazu seinen Blick schulen, um diese scheinbar unscheinbare Schönheit zu finden.

Da der komplette Blütenstand des Großen Zweiblatts (Neottia ovata) grün gefärbt ist, wird diese Orchidee leicht übersehen
Das Weiße Waldvöglein
Von dem Weißen Waldvöglein (Cephalanthera damasonium) wurden nur einige Exemplare gesichtet. Allesamt waren die Blüten noch nicht vollständig geöffnet. Aber in ein bis zwei Wochen dürften diese wunderschönen Orchideen in ihrem vollen Glanz erstrahlen.
Die Fliegen-Ragwurz
Auch von der Fliegen-Ragwurz (Ophrys insectifera) haben wir nur wenige Exemplare gefunden. Da die Blüten recht klein sind, passt sich auch diese Orchidee hervorragend der umgebenden Vegetation an.
Die Pyramiden-Spitzorchis
Ein echtes Highlight war das Auffinden von insgesamt vier Exemplaren der Pyramiden-Spitzorchis (Anacamptis pyramidalis). Auch diese haben erst mit der Blüte begonnen und benötigen daher noch ein paar Tage. Es besteht Grund zur Hoffnung, dass hier eine Ausbreitung erfolgen wird.
Insgesamt sechs verschiedene Arten von Orchideen durften die Teilnehmer der Exkursion bestaunen. Das war aber noch nicht alles. Natürlich gab es noch weitere interessante botanische Funde. Und wo es Interessantes aus der Flora zu vermelden gibt, verstecken sich zumeist auch interessante Vertreter der heimischen Fauna.
Botanische Beifunde
An dieser Stelle sollte zunächst der Dolden-Milchstern (Ornithogalum umbellatum) Erwähnung finden. Mit seinen großen weißen Blüten ist er ein recht auffälliger Vertreter der heimischen Flora.
An zwei Stellen wuchsen recht stattliche Exemplare des Dolden-Milchsterns mit recht vielen Blüten.
Recht häufig haben wir auch die Akelei (Aquilegia spec.) angetroffen. An einer Stelle gab es auf engstem Raum eine kunterbunte Mischung an Rot- und Blautönen zu bewundern.
Eine recht häufig zu findende, traditionelle Heilpflanze ist der Echte Ehrenpreis (Veronica officinalis). Bei genauerem Hinsehen wird aber auch das scheinbar Normale zu etwas Besonderem.
Darüber hinaus vermag ich nun auch die Wald-Sanikel (Sanicula europaea) zuzuordnen. Besonders beeindruckt waren wohl alle Teilnehmer von der erstaunlichen Dimension der jetzt bereits erkennbaren Triebe der Herbstzeitlosen (Colchicum autumnale).
Entomologische Beifunde
Es liegt inzwischen in meinem Naturell, dass ich die nähere Umgebung ständig nach sechs- oder achtbeinigen Zeitgenossen durchsuche. Natürlich liegt es nahe, dies auch bei einer eigentlich botanisch ausgerichteten Exkursion zu tun. Und tatsächlich gab es heute so manches zu sehen.
Beginnen möchte ich diesen Abschnitt mit dem Zottigen Bienenkäfer (Trichides alvearius) aus der Familie der Buntkäfer. Das Ahrtal darf sich glücklich schätzen, diesem sowohl seltenen als auch wunderschönen Käfer eine Heimat bieten zu dürfen. Für mich das erste Mal, dass ich überhaupt einen Buntkäfer bewußt zu Gesicht bekommen habe. Großartig!
Ungefährdet und derzeit auf vielen Blüten zu sehen, sind die Käferchen der Art Byturus ochraceus. Sie gehören zu der Familie der Blütenfresser. Aufgrund ihrer Größe von unter fünf Millimetern werden sie aber leicht übersehen.
Etwas größer dürfte dieses Exemplar einer Wespenbiene gewesen sein. Experten-Meinungen zufolge könnte es sich um ein Weibchen von Nomada flavoguttata handeln.

Bei diesem posierlichen Tierchen könnte es sich um eine weibliche Wespenbiene der Art Nomada flavoguttata handeln
Freuen durfte ich mich auch über einen weiteren Schnabelkerf in meinem Portfolio. Die Schwalbenwurzwanze (Tropidothorax leucopterus) ist sehr wählerisch bezüglich ihrer Wirtspflanze. Sie kommt in Deutschland nur an wenigen Stellen vor, dann aber in größeren Populationen.

Die Schwalbenwurzwanze (Tropidothorax leucopterus) ist eine in der Ausbreitung begriffene mediterrane Art
Die Gemeine Blutzikade (Cercopis vulnerata) ist eigentlich recht häufig. Sie kann mit geübtem Auge gut ausfindig gemacht werden.
So Mancher hat sich vermutlich beim heiteren Lustwandeln über die heimischen Fluren die Fage gestellt, was denn das für ein komischer Schaum auf der Wiese ist. Im Schutz dieses Schaums wachsen die Larven der Schaumzikaden heran. Auf dem Bild sind die Umrisse einer Larve im oberen Bereich des Schaums erkennbar.
So früh im Jahr sind noch nicht alle Insekten ausgewachsen. Bei den Heuschrecken trifft man derzeit hauptsächlich Nymphen, also noch nicht erwachsene Stadien an.
Die Heuschrecken lassen sich in zwei Unterordnungen, die Langfühlerschrecken und die Kurzfühlerschrecken, einteilen.
Fazit
Zu verzeichnen sind sechs verschiedene Arten von Orchideen und unzählige weitere interessante Sichtungen. Den Teilnehmern war heute einiges geboten. So manches Exemplar stand zwar noch nicht in voller Blüte, aber die Standorte sind nun bekannt. Ziemlich sicher werde ich in Kürze eine weitere Visite ansetzen. Mir hat es sehr viel Spaß gemacht. Darüber hinaus habe ich viel gelernt. Vielen Dank für diese tolle Exkursion!