Von Frauenschuhen und anderen Raritäten
Wie vor zehn Tagen beschrieben, war mein erster Besuch der mir bekannten Populationen des Gelben Frauenschuhs (Cypripedium calceolus) nicht erfolgreich. Natürlich wollte ich deshalb unbedingt wieder zurückkehren und den Fortschritt mitverfolgen. Daher habe ich nach Tagen voller Spannung die nächste Möglichkeit der freien Zeit genutzt und bin am heutigen Sonntag aufgebrochen.
Die erste Begehung vor Ort ergibt dann ein unterschiedliches Bild. Während die Population am Waldrand schon die ersten Blüten trägt, sind bei der anderen Population im Wald zumindest die Triebe zu erkennen.
Die recht seltene Orchidee passt sich natürlich an die jährlich unterschiedlichen wechselnden Verhältnisse an. Daher ist es schwierig, den richtigen Zeitpunkt der schönsten Blütezeit zu erwischen. An mehreren Kontrollbesuchen führt kein Weg vorbei. Für mich bedeutet dies also, dass ich in den kommenden Tagen wieder kommen muß.
Die Gelegenheit mit der Fotoausrüstung unterwegs zu sein, möchte ich natürlich zu einer ausgedehnteren Exkursion nutzen. Mein nächstes Ziel ist ein nicht weit entfernter Magerrasen.
Hier haben seit meinem letzten Besuch vor zehn Tagen die Fliegen-Ragwurzen (Ophrys insectifera) deutlich an Höhe gewonnen. Aus diesem Grund sind die interessanten Orchideen inzwischen auch besser zu erkennen.
Überall blüht immer noch das Helm-Knabenkraut (Orchis militaris). Auch dessen Blütenstände sind nun üppiger ausgebildet. Nicht bei allen Exemplaren ist der Helm geschlossen, manchmal ist er auch etwas geöffnet, wie auf dem Bild unten zu sehen.
Kurz darauf stoße ich auf eine völlig weißblühende Variante des Helm-Knabenkrauts. Die Literatur bestätigt diese Farbänderung, für die ab und an auch der Name Orchis militaris var. alba vergeben wird.
Das zerstreut vorkommende Echte Salomonssiegel (Polygonatum odoratum) aus der Familie der Spargelgewächse ist nun auch an anderen Stellen auf dem Magerrasen zu finden. Wie bereits zuvor beschrieben, ist es durch den kantigen Stengel und die nur 1 bis 2 Blüten pro Blattachsel gut zu erkennen.
Bei der häufig vorkommenden Vielblütigen Weißwurz (Polygonatum multiflorum) stehen die Blüten in Gruppen zu 3 bis 5 zusammen. Darüberhinaus ist der Stengel nicht kantig, sondern rund. Damit sind die beiden gut auseinanderzuhalten.
Nun ist es an der Zeit dieses Biotop zu verlassen und mein letztes Ziel für heute anzusteuern, einen verlassenen Steinbruch.
Die erste Überraschung erwartet mich direkt am Eingang. Dort treffe ich auf eine schöne, mir unbekannte weißblühende Pflanze. Das bedeutet natürlich sofort Stativ aufbauen und ablichten. Die spätere Bestimmung anhand mehrerer Bücher war dann eindeutig. Es handelt sich um ein sehr seltenes Moosauge (Moneses uniflora), auch Einblütiges Wintergrün genannt, aus der Familie der Heidekrautgewächse.
Das war natürlich schon einmal ein toller Start. Voller Tatendrang schreite ich weiter und treffe überall auf intensiv rosablühende niedere Pflänzchen, die ein echter Hingucker sind. Die nicht wirklich häufige Schopfige Kreuzblume (Polygala comosa) wächst hier überall und bietet sich als Fotomotiv förmlich an.
Die rosa Blüten geben sich mit einigen lilafarbenen Blüten ein Stelldichein. Bei näherem Hingucken stellen sich diese als Echte Kugelblumen (Globularia punctata) aus der Familie der Wegerichgewächse heraus. Auch diese Pflanze ist in Deutschland nicht wirklich häufig, da auch die Anzahl ihrer Habitate immer mehr abnimmt.
Zum Abschluß möchte ich Euch noch ein Insekt aus der Familie der Schnellkäfer vorstellen. Leider bin ich über die Bestimmung der Gattung Ctenicera nicht hinausgekommen. Allzusehr wollte ich dem posierlichen Tierchen dann auch nicht auf den Leib rücken. Aufgrund des markant gekämmten Fühlers vermag ich zumindest zu sagen, dass es sich um ein Männchen handelt. Was es nicht alles gibt…
Fazit
Waow, das war eine Menge heute. Die vielen Recherchen im Anschluß an meine kleine Exkursion haben natürlich ganz schön Zeit verschlungen. Dafür freue ich mich jedesmal, wenn ich etwas für mich neu entdecke. Davon gab es heute eine erquickliche Anzahl. Dabei sieht nicht immer alles auf den ersten Blick schon besonders aus. Der etwas genauere zweite Blick lohnt sich indes immer wieder. Das kann ich jedem Naturfreund wärmstens ans Herz legen!