Weihnachtlicher Besuch vom Grünspecht
Bereits letzten Winter war ich völlig aus dem Häuschen. Als ich eines Tages aus dem Küchenfenster schaute, erblickte ich auf der Wiese vor unserem Haus erstmalig einen Grünspecht (Picus viridis). Natürlich habe ich sofort das Teleobjektiv aufgeschraubt und mich auf den Weg zur Tür begeben. Leider hat bereits das Öffnen der Tür trotz der Entfernung mehrere Raben aufgeschreckt, die wiederum den Grünspecht vertrieben haben.
An Heiligabend diesen Jahres war es wieder so weit. Plötzlich war wieder ein Grünspecht auf derselben Wiese und hat mehrere Stunden nach Nahrung gesucht.
Ich habe ihn immer wieder aus dem Küchenfenster heraus beobachtet. Erstaunlich war für mich, wie gut er an die Umgebung angepasst war. Wenn er den Kopf unten hatte, war nichts von ihm zu sehen.
Er ließ sich weder durch vorbeifahrende Autos noch durch Fussgänger davon abbringen. Weil er so viel Zeit auf dem Boden mit Futtersuche verbringt, wird er übrigens im Volksmund auch als Erdspecht bezeichnet. An dem rein schwarzen Backenmuster lässt sich übrigens erkennen, dass es sich um ein Weibchen handelt.
Es lag nun auf der Hand, einen neuen Versuch zu wagen. Also habe ich das Teleobjektiv angesetzt und bin langsamen Schrittes in Richtung Wiese gegangen. Immer wieder habe ich mich abgekniet und ein paar Aufnahmen gemacht. Gott sei Dank hatte ich erst einen Tag zuvor den Fokus dieses Objektivs justiert. Ungefähr fünf Meter vom Grünspecht entfernt habe ich Halt gemacht. In diesem Moment hat er sein schickes Köpfchen gehoben und mich erstmalig bemerkt. Deswegen bin ich nicht weiter vorwärts gegangen, sondern habe ein paar Aufnahmen gemacht und bin dann wieder zurückgegangen.
Er blieb danach noch einige Stunden bei uns auf der Wiese sitzen. Heute hat es geschneit und der Specht ist leider weit und breit nicht zu sehen. Nun bin ich sehr gespannt, wann er wieder zurückkommt. Ich freue mich jedenfalls auf weitere hoffentlich häufige Begegnungen. Vielleicht gewöhnt er sich ja an mich und läßt mich mit der Zeit näher an sicht heran. Unabhängig davon musste ich wieder einmal feststellen, dass ich mit 400mm Brennweite an einer Vollformat-Kamera hin und wieder an meine Grenzen stosse. Langfristig werde ich wohl doch noch etwas tiefer in den Geldbeutel greifen müssen.